Loek Wermenbol
Retail strategy director
15-12-2022

House of Retail: die Zukunft ist phygital

Was geschieht in meiner Umgebung? Traue ich mich, im Bereich Technologie ins kalte Wasser zu springen? Sollte ich in digitale oder analoge Lösungen investieren? Mit diesen Fragen habe ich die erste Ausgabe von House of Retail, der neuen niederländischen Live-Plattform für ddie Retail-Branche eröffnet. Fast 100 Retailfachleute hatten sich im neu gestalteten Experience Center von First Impression versammelt, wo ihnen drei hochkarätige Referenten aus der Branche vorgestellt wurden.

Am Tag vor dem Black Friday war das neu gestaltete Experience Center von First Impression der Schauplatz für House of Retail. Die Veranstaltung wurde ins Leben gerufen, um die Welten des digitalen und des konventionellen Einzelhandels noch näher zusammenzubringen. Es wurden Herausforderungen und Erfahrungen ausgetauscht, und die Gäste hatten sichtlich Spaß an den interaktiven, visuellen Installationen und Inhalten. Nachdem alle Gäste den Rundgang durch das 1.000 Quadratmeter große Experience Center beendet hatten, wurden sie im Studio zu den Plenarsitzungen begrüßt.

Technik sollte sich nicht wie Technik anfühlen

Nach der Besichtigung des Experience Centers herrschte das Gefühl vor, dass sich die Krise tatsächlich als Innovationsmotor erwiesen hat. Unsere Aufmerksamkeit ist ständig auf die Entwicklungen in unserer Umgebung gerichtet, damit wir auf das vorbereitet sind, was morgen kommt. So beobachten wir, dass das Bedürfnis nach persönlichem Kontakt noch stärker geworden ist. Die größten Veränderungen im Experience Center von First Impression sind daher auf den persönlichen Kontakt ausgerichtet. Bei der entwickelten und angewandten Technologie geht es vor allem um Menschen und die so dringend benötigte Interaktivität. Dabei ist es wichtig, dass sich diese Technologie für den Kunden nicht wie Technologie anfühlt.

Kunden hatten schon immer ein Bedürfnis nach Interaktivität. Dieser Bedarf ist im Laufe der Jahre ständig gewachsen. Die Menschen wollen unterhalten werden, sie wollen Produkte sehen, fühlen und riechen und auf überraschende Weise mit ihnen interagieren. Vor allem aber wollen sie diese Momente mit anderen teilen. Die drei Referenten von House of Retail, die alle einen jeweils völlig anderen Hintergrund haben, haben ihre eigene Geschichte zum Thema Interaktivität erzählt. Andy Haywood, Head of Global Sales bei Samsung, stellte einige großartige Beispiele für Interaktivität in Schaufenstern und Displays in Geschäften vor. Er erklärte, dass Lego eher ein Spielerlebnis als ein Einkaufserlebnis bietet. Durch die hyperinteraktive Gestaltung der Installationen will Lego Kinder und ihre Eltern häufiger zum Lächeln bringen und so den Umsatz steigern. Retail und Entertainment verschmelzen zu Retailtainment.

Retail ist ein ständiger Bestandteil unseres täglichen Lebens

Sabine Krieg, Professorin für Retailstrategie und -kommunikation an der Hochschule Düsseldorf und Beraterin von Marken wie Dior, beeindruckte mit ihrem Vortrag über Lektionen, die wir aus der Vergangenheit gelernt haben oder hätten lernen können. Erst seit den 1990er Jahren ist das Einkaufen zum Teil unseres täglichen (Stadt-)Lebens geworden. Geschäfte wurden Teil des öffentlichen Raums, z. B. in Bahnhöfen. Erst in den Nullerjahren kam es zu einer Hybridisierung des Einzelhandels. Erst in dieser Zeit können wir eine vollständige Integration von Gastronomie, Unterhaltung und Shopping beobachten.</p> <p>Wir haben drei Jahrzehnte gebraucht, um vom kommerzialisierten öffentlichen Raum zum entkommerzialisierten öffentlichen Raum zurückzukehren. Wenn wir eines aus der Vergangenheit gelernt haben, dann ist es, dass wir soziale Verbindung brauchen, sowohl im Umgang miteinander als auch mit den Marken, die wir lieben. Wir betrachten Marken zunehmend als unsere Freunde. Und mit dem zunehmenden Bedarf an sozialem Retailing, nachhaltigem Konsum und Ökologisierung „gehört“ Retail mehr der Gemeinschaft als den großen Retailern. Die Zukunft liegt in der Urbanisierung des Einzelhandels: Die Verbraucher gehen nicht mehr in die Einkaufsstraßen, sondern in Geschäfte, die vollständig in unsere Nachbarschaft und Arbeitsumgebung integriert sind. Wir stehen rund um die Uhr in Kontakt mit Einzelhändlern, ob online oder offline.

Die Zukunft ist phygital

Joris Verhaak, Direktor für Strategie, Medien &amp; Innovation beim niederländischen Marketingberatungsbüro Fama Volat, war der letzte Redner. Er entführte uns in die Welt von NFTs, Blockchain und Metaversum. Dabei führte er ein gutes Beispiel von Nike an. Nike hat kürzlich damit begonnen, Teile seines Metaverse Nikeland in seine physischen Geschäfte zu integrieren, so dass man im echten Leben mit seinem Avatar interagieren kann. So treffen digitale und analoge Welt aufeinander. Auch hier sehen wir den Beweis, dass wir mit unseren Lieblingsmarken befreundet sein wollen. Durch die „Phygitalisierung“ der Interaktionen mit diesen Marken kann sich diese Freundschaft echt anfühlen.

Aus der Vergangenheit lernen, um für die Zukunft gerüstet zu sein

Was bleibt nach einem ganzen Nachmittag, an dem wir uns mit den neuesten Technologien und den interessanten Ansichten der Experten über die Branche beschäftigt haben? Lernen Sie aus Ihren Erfahrungen und ziehen Sie Lehren aus der Vergangenheit. Wir wissen nur zu gut, was wir verändern müssen, um unser Zielpublikum zu erreichen, zu überraschen und zu begeistern. Wir trauen uns aber nicht, wirksame Schritte zu unternehmen, die notwendig sind, um wirklich etwas zu verändern. Lassen Sie uns heute aus der Vergangenheit lernen, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

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