PG Utrecht
Loek Wermenbol
Retail strategy director
25-10-2022

Das hybride Geschäft: drei zu berücksichtigende Retail-Innovationen

Wenn es etwas gibt, das wir in den letzten Jahren gelernt haben, dann ist es, dass eine Online-Strategie für einen Einzelhändler notwendig ist, um sich über Wasser zu halten. Die Einzelhändler haben sich im Allgemeinen gut auf die Lockdowns und das damit einhergehende veränderte Verbraucherverhalten eingestellt. Einige Einzelhändler setzen auf das hybride Einkaufserlebnis: Dabei geht das Online-Erlebnis nahtlos in das physische Erlebnis über. Dafür werden vor allem Innovationen im Ladengeschäft eingeführt, die die Annehmlichkeiten des Internets in das Geschäft bringen.

Die Verbraucher haben heute eine große Auswahl, wenn es darum geht, Besorgungen zu machen oder ausgiebig einzukaufen. Online, offline oder hybrid. Aufgrund der Lockdowns haben selbst die am schwersten zu bewegenden Verbraucher den Schritt ins World Wide Web vollzogen.  Studien des niederländischen Zentralen Amts für Statistik (CBS) haben gezeigt, dass das Wachstum im E-Commerce im Jahr 2021 bei den Babyboomern am stärksten war. Bei einigen war der Grund letztlich Bequemlichkeit, bei anderen eine Notwendigkeit. In jedem Fall hat sie die Einzelhandelslandschaft für immer verändert. Die Verbraucher erwarten, dass die Bequemlichkeit des Online-Einkaufs auch in den Geschäften Einzug gehalten hat. Glücklicherweise sind die technologischen Innovationen, die dieses hybride Einkaufserlebnis perfekt machen, zunehmend verfügbar. Drei davon möchte ich Ihnen gerne näher erklären.

1. Endless aisle

Online-Shops bieten einen hervorragenden Überblick über den Bestand, die verfügbaren Farben, Größen und Marken. Ein Ladengeschäft hat natürlich nur eine begrenzte Verkaufsfläche. Einzelhändler sehen es manchmal als Herausforderung an, ein möglichst vollständiges Sortiment in ihren Geschäften zu präsentieren. Der „Endless Aisle“ – auf Deutsch wörtlich der endlose Gang – bietet dafür eine gute Lösung. Er verhindert, dass Kunden in Ihrem Geschäft nicht fündig werden und sich in einem anderen Geschäft oder Webshop umsehen, um ihr geliebtes Produkt zu bekommen.

Er bietet auch eine Lösung für Geschäfte mit einem erstklassigen Standort inmitten einer Großstadt. Da die Verkaufsflächen dort oft dramatisch klein und die Quadratmeter sehr teuer sind, können Sie Ihr Vollsortiment damit auch auf begrenzter Fläche anbieten. Eine interaktive Säule im Laden ermöglicht es den Kunden, ihr gewünschtes Produkt zu suchen. Die Displays an der Säule liefern Informationen und gleichzeitig stimmungsvolle Bilder als eine Art Schaufenster, um das Einkaufserlebnis so real wie möglich erscheinen zu lassen. Der Kunde bestellt sein(e) Produkt(e) und lässt sie sich nach Hause liefern. Hybrides Einkaufen in seiner besten Form.

2. Der virtuelle Verkäufer

Einfach ein Produkt oder eine Dienstleistung googeln. Wenn wir die Bratpfanne mit anderen Marken vergleichen oder herausfinden wollen, welches Medizinprodukt bei einem Leiden am besten hilft, greifen wir schnell zu unserem Smartphone. Ihr Kunde tut dies auch. Dies geschieht oft, bevor der Kunde das Geschäft betritt, oft aber auch während des Einkaufs. Wie in dem obigen Beispiel über die Suche nach Lagerbeständen, möchten Sie auch bei der Bereitstellung von Produktinformationen natürlich am liebsten selbst die Kontrolle haben. Ein virtueller Verkäufer kann dafür eine Lösung sein.

Einzelhändler können virtuelle Verkäufer auf verschiedene Weise einsetzen. So kann ein virtueller Verkäufer beispielsweise als Informationssäule für Fragen zu Themen dienen, die man einem echten Verkäufer lieber nicht stellen möchte. Es könnte möglicherweise auch angeboten werden, eine Live-Verbindung mit einem Spezialisten herzustellen. Denken Sie an einen Mediziner, wenn Sie Fragen zu Medizinprodukten haben, oder an einen technischen Spezialisten bei Fragen zu einem Laptop. Diese Fachkraft kann für alle Niederlassungen tätig sein und z.B. ihren festen Arbeitsplatz in einer (Haupt-)Geschäftsstelle haben.

Eine Säule kann auch sehr gut zum Produktvergleich dienen. In einem Kaufhaus würde eine solche Säule zum Beispiel in der Nähe des Küchensortiments aufgestellt werden, um Küchengeräte zu vergleichen. Welche Pfanne eignet sich am besten für den Kunden? Nachdem der Kunde einige Fragen zu seiner Küche, seinen Wünschen und seiner Verwendung beantwortet hat, wird ihm eine Reihe von Pfannen verschiedener Marken und in unterschiedlichen Preisklassen angezeigt. Natürlich werden die Kunden im Geschäft auf die richtige Pfanne hingewiesen oder können sie sich über die Säule nach Hause liefern lassen. Das erspart auch das Schleppen von Tüten beim Einkaufen.

3. Die virtuelle Umkleidekabine mit intelligentem Spiegel

Die „physischste“ Omnichannel-Erfahrung, die Verbraucher immer noch machen können, ist die in einer Umkleidekabine mit einem intelligenten Spiegel. In dieser Umkleidekabine müssen die Kunden die Kleidungsstücke nicht einmal anfassen, um zu sehen, wie sie ihnen stehen. Dies erscheint futuristisch, existiert aber in Wirklichkeit schon seit mehreren Jahren.

Mastercard hat vor einigen Jahren den intelligenten Spiegel auf den Markt gebracht, mit dem die Kunden ihr Einkaufserlebnis in der Umkleidekabine ganz individuell gestalten können. Sogar die Lichteinstellungen und die Musik in der Umkleidekabine können vom Kunden gesteuert werden. Die Etiketten in den Kleidungsstücken sind mit RFID-Tags versehen, so dass der Spiegel die in die Umkleidekabine gebrachten Kleidungsstücke sofort erkennen kann. Beim Hereinkommen erstellt der Spiegel einen digitalen Warenkorb und empfiehlt passende Artikel aus der Kollektion, während der Kunde Größen- und Farbvariationen ansehen oder anfordern und auf Wunsch einen Verkäufer kontaktieren kann. Mastercard selbst sagt dazu, dass die Zeit, die in der Umkleidekabine verbracht wird, um 40% reduziert werden kann. Mastercard hat natürlich auch eine virtuelle Kasse in seine eigene Version des intelligenten Spiegels eingebaut, bei der die Kunden den Spiegel nur mit ihrer Zahlungskarte oder ihrem Gerät antippen müssen, um den Kauf abzuschließen.

Natürlich gibt es verschiedene Varianten von intelligenten Spiegeln. So gehört auch nur eine Verbindung mit RFID zu den Möglichkeiten. Auf diese Weise muss ein Kunde nicht einmal in eine Umkleidekabine gehen, sondern ein intelligenter Spiegel im Geschäft reicht aus. Der Kunde nimmt einen mit einem RFID-Tag versehenen Artikel aus dem Regal und hält ihn vor den Spiegel, woraufhin der Spiegel alle verfügbaren Größen, Farben, Lagerbestände und passenden Artikel auf dem Bildschirm anzeigt.

Foto: Mastercard

Foto smart mirror mastercard

Kundenerlebnis im Mittelpunkt

Bei First Impression sind wir uns sicher: Das physische Geschäft wird nie verschwinden. Das Ladengeschäft wird ganz im Gegenteil sogar ein immer wichtigeres Glied in der Omnichannel-Strategie. Es ist der Ort, um mit den Kunden in Kontakt zu treten. Beim Online-Shopping geht es vor allem um Bequemlichkeit. Im physischen Geschäft geht es vor allem um Erlebnisse. Ideal ist eine perfekte Mischung aus beidem, die sich sowohl auf den Kaufprozess als auch auf das Kundenerlebnis konzentriert. Einzelhändler müssen sich von der Masse abheben, indem sie ein Stück Erlebnis und Komfort bieten. Gleichzeitig müssen die Einzelhändler erkennen, dass ihre Produkte oft nicht einzigartig sind. Es ist das Einkaufserlebnis, das es einzigartig macht.

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